Vet's Corner 6/18

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Bei der Haltung von Kälbern spielten die Art der Tränke, die Aufstallung und die Gruppenbildung eine zentrale Rolle für das Verhalten, den Immunstatus und die Gesundheit der Kälber. Ist es möglich in der Kälbermast Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalitätsrate zu evaluieren?

Effects of ad libitum milk replacer feeding and butyrate supplementation on behavior, immune status, and health of Holstein calves in the postnatal period

Gerbert C, D Frieten, C Koch, G Dusel, K Eder, T Stefaniak, J Bajzert, P Jawor, A Tuchscherer, HM Hammon
J. Dairy Sci. 2018; 101:1–13

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Ad libitum milk replacer feeding, but not butyrate supplementation, affects growth performance as well as metabolic and endocrine traits in Holstein calves

Frieten D, C Gerbert, C Koch, G Dusel, K Eder, E Kanitz, JM Weitzel, HM Hammon
J. Dairy Sci. 2018; 100:6648–6661

In dieser Studie wurde an 64 (32 weibliche, 32 männliche) Kälbern der Effekt von ad libitum Tränke mit Milchaustauscher und der Einsatz von Butyrat ab der Geburt bis zu einem Alter von 11 Wochen untersucht. Butyrat ist bekannt als ein natürlicher Wachstumsförderer bei jungen Säugetieren. Die Kälber wurden ad libitum oder restriktiv mit Kolostrum getränkt bis zu einem Alter von 3 Tagen. Danach wurden die Tiere ad libitum oder restriktiv mit Milchaustauscher (968 g/kg) getränkt, mit oder ohne Zusatz von 0.24 % Butyrat. Zwischen der 9. und der 10. Lebenswoche wurden die Tränkemenge auf 2 Liter pro Tag reduziert, um bis zum Ende der Studie in der 11. Lebenswoche abzutränken. Kraftfutter, Heu und Wasser standen stets zur freien Verfügung. Den Kälbern wurde regelmässig Blut genommen, um die Hämatologie, die Plasmakonzentration von Akut-Phasen-Proteinen, Metaboliten und Hormonen zu untersuchen.

Ad libitum getränkte Kälber nahmen mehr Milchaustauscher pro Tränke (durchschnittlich 2.0 -2.5 Liter, mit Maximalmengen bis zu 5 Litern[MK(1] ) und pro Tag auf. Das Maximum wurde in der 5./6. Woche mit 1.7 kg MAT/Tag erreicht. Die Tiere tranken langsamer und erreichten über die gesamte Experimentdauer höhere Tageszunahmen (980 ± 22 g/Tag im Vergleich zu 795 ± 22 g/Tag). Ihre gesamte Energieaufnahme, bestehend aus Milchaustauscher und Festfutter, war 27 % höher als diejenige der restriktiv gefütterten Tiere. Dies zeigt, dass eine höhere Aufnahme an Futterkonzentrat die geringere Milchaufnahme nicht zu kompensieren vermag. Die ad libitum getränkten Tiere waren im Durchschnitt am Schluss der Studie 14 kg schwerer als die restriktiv gefütterten Kälber. Dafür nahm die ad libitum gefütterte Gruppe bis zum Schluss der Studie geringere Mengen von Futterkonzentrat im Vergleich zu den restriktiv gefütterten Tieren auf. Während der Abtränkeperiode suchten zuvor ad libitum getränkte Kälber den Tränkeautomaten sehr häufig auf; die Kraftfutteraufnahme wurde nicht kompensatorisch erhöht. Die Autoren schlussfolgern, dass das Abtränken für diese Gruppe zu schnell und zu früh erfolgte. Als bessere Alternative wird ein auf die Futteraufnahme bezogenes Abtränkeregime empfohlen.

Das Geschlecht spielte in dieser Studie erstaunlicherweise keine Rolle bei der Futteraufnahme und den Tageszunahmen. Die männlichen Tiere waren aber bei der Geburt im Durchschnitt schwerer als die weiblichen Kälber.

Die Zulage von Butyrat verminderte die Saugrate, erhöhte aber geringgradig die Tränkemenge. Weder die Aufnahme von Milchaustauscher noch die Zulage von Butyrat hatten Einfluss auf den Gesundheits- oder Immunstatus der Kälber. Es wurde eine signifikant weichere Kotkonsistenz bei ad libitum getränkten Kälbern nachgewiesen, die aber ohne jegliche klinische Relevanz war.

Ad libitum getränkte Kälber zeigten in den ersten zwei Lebenswochen eine signifikant höhere Körpertemperatur, was sich mit der erhöhten Stoffwechselrate erklärt wird. Als positves Zeichen für das Wohlergehen wurden geringere Anzeichen von Hunger bei ad libitum getränkten Kälbern nachgewiesen: die Kälber suchten den Tränkeautomaten seltener auf und tranken langsamer. Eine intensive Fütterung mit Milchaustauscher stimulierte somit das Wachstum und anabole Mechanismen. Die Supplementation von Butyrat zeigte hingegen keinen Effekt auf das postnatale Wachstum und anabole Prozesse.

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Short communication: Effect of age at group housing on behavior, cortisol, health, and leukocyte differential counts of neonatal bull dairy calves


Abdelfattah EM, MM Karousa, DC Lay Jr., JN Marchant-Forde, SD Eicher

J. Dairy Sci. 2018; 101:596–602

In dieser Studie wurden 90 Kälber zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die Gruppenhaltung umgestallt. Zehn Gruppen à 3 Kälber wurden im Alter von 3, 7 oder 14 Tagen in Dreiergruppen bis zu einem Alter von 7 Wochen aufgestallt. Die Effekte auf das Verhalten, den Cortisolspiegel, Gesundheitsstatus und die Anzahl der Leukozyten wurden geprüft. Kälber, die ab dem dritten Lebenstag in Gruppen gehalten wurden, zeigten ein ausgeprägteres Spielverhalten, verbrachten aber auch mehr Zeit mit Ansaugen und dem Verdrängen von anderen Kälbern von den Tränkeeimern. Kälber, die erst mit 14 Tagen in Gruppen kamen, gaben häufiger Laute von sich. In allen Gruppen wurden in der ersten Woche nach Umstallung Kälber beobachtet, die nicht fähig waren, den Tränkeeimer selbstständig zu finden. Es wurden keine Unterschiede in Bezug auf die Behandlungsanzahl, die Kotkonsistenz, Nasenausfluss, die Leukozytenzahl oder die Cortisolwerte im Plasma gefunden. Diese Studie zeigt, dass ein frühes Umstallen einen geringen Einfluss auf das Sozialverhalten von Kälbern hat, aber den Gesundheitsstatus nicht signifikant beeinflusst.

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Using routinely collected data to evaluate risk factors for mortality of veal calves

Santman-Berendsa IMGA, AJG De Bont-Smolenaarsa, L Roosa, AGJ Velthuisa, G van Schaik

Preventive Veterinary Medicine 2018

Von 2009 bis 2014 wurden Ergebnisse von 2.4 Millionen Mastkälbern in den Niederlanden für diese Studie ausgewertet, um die Risikofaktoren für Abgänge in der Kälbermast zu evaluieren. Die durchschnittliche Mortalität lag bei 4.9 % pro Produktionszyklus. Die Tiere waren bei der Einstallung durchschnittlich 17 (Kälber aus dem Inland) und 21 Tage (Kälber aus dem Ausland) alt. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben war in den ersten Wochen nach der Ankunft auf den Mastbetrieben am höchsten. Wichtige Risikofaktoren auf den Mastbetrieben waren: ein hoher Verbrauch an Antibiotika, die Haarfarbe (als Indikator für die Rasse), Herkunft aus einem anderen Land, kontinuierliche Belegung des Stalles, kein geeigneter Ort, um die Medikamente getrennt von den Kälbern aufzubewahren.

Ein höheres Körpergewicht, unabhängig vom Alter bei der Ankunft im Mastbetrieb, sowie eine Verfütterung einer grösseren Menge an Milch, Raufutter und Futterkonzentrat, die Geburt unter Verhältnissen mit einer geringeren Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sowie die vorherrschende Rasse Blaue Belgier waren mit einer geringeren Mortalität vergesellschaftet. Die Betriebsgrösse spielte in dieser Studie keine grosse Rolle als Risikofaktor für die Mortalität.

Es wurden zudem Risikofaktoren ermittelt, die mit einer erhöhten Mortalität auf den Herkunftsbetrieben der Mastkälber vergesellschaftet waren. Dies waren ein hoher Tierverkehr zum Zeitpunkt der Geburt des Kalbes, Herden mit einer hohen Mortalität, eine hohe Herdenwachstumsrate, eine hohe Remontierungsrate sowie ein hoher Verbrauch von Antibiotika. Kälber, die von BVD-freien, Salmonellen- und Paratuberkulose-unverdächtigen Betrieben stammten, hatten eine geringere Mortalitätsrate auf dem Mastbetrieb.

Die Mortalität eines Mastkalbes wird von den Risikofaktoren auf dem Geburtsbetrieb sowie auf dem Mastbetrieb beeinflusst. Die Autoren sind sich bewusst, dass in ihrer Studie einige essentielle Risikofaktoren fehlen: Transportdauer, Kolostrummenge und –qualität, Aufstallung und Stallklima. Da die Studie eine grosse Anzahl an Kälbern einschloss, war es nicht möglich, diese Daten zu erheben.

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