Rückblick: Kälbertagung in Flawil

Rückblick: Kälbertagung für TierhalterInnen

Das Seminar für Landwirte und Bäuerinnen zog am 5. Dezember 2018 eine Vielzahl von TierhalterInnen an. Die Besonderheiten der Mutterversorgung, die Herausforderungen der Praxis, der Nutzen des KGD, die Umstallung von Kälbern sowie Erfahrungen eines Praktikers standen im Zentrum der Tagung. Eine Ausstellung mit Produkten für die Kälberhaltung und –aufzucht rundete den Anlass ab.

Am 5. Dezember 2018 wurden am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil rund 90 junge und auch erfahrenere TeilnehmerInnen zur Kälbertagung begrüsst. Der Schweizer Kälbergesundheitsdienst lud zu einer Kälbertagung in Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Beratung des LZ SG ein.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Match-Gewinn der Tierhalter

Der Kälbergesundheitsdienst stellte seine Aktivitäten und Ziele des Vereins vor.
Rebecca Scheidegger betonte die Wichtigkeit für Mäster und Züchter, von der metabolischen Programmierung Gebrauch zu machen, da „in der Jugend die Weichen gestellt werden“. Für eine erfolgreiche Kälberaufzucht sei deshalb eine systematische Vorgehensweise anhand eines betriebsspezifischen Gesamtkonzeptes mit praktikablen Massnahmen für Haltung und Fütterung ein wichtiges Begleitinstrument. Schliesslich wolle man künftig Erkrankungen verhindern, anstatt zu therapieren. Längerfristig sei auch eine finanzielle Begleitung in der Agrarpolitik 2022+ mit Beiträgen „Gesundes Nutztier“ angeplant, um besondere Leistungen in diesem Bereich finanziell abzugelten, erläuterte Scheidegger abschliessend. Der KGD stehe dabei als Partner zur Verfügung, denn eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Tierarzt sei Match-entscheidend. Der KGS setzt sich für Tierhalter ein, Mehrerlöse durch Gesundheitsprogramme zu erzielen, Präventionskonzepte stetig weiterentwickeln und insbesondere das Optimierungspotenzial für Leistung und Gesundheit der Kälber vollständig ausschöpfen zu können.

Kälber umstallen – gesund vom Geburtsbetrieb zum Mäster

Ein Referat des KGD zum Umstallen der Kälber und wie die Kälber vom Geburts- bis zum Mastbetrieb gesund gehalten werden können, wurde mit den wichtigsten Parametern für TierhalterInnen erläutert. „Es ist höchste Zeit, die aktuellen Probleme anzugehen“ eröffnete Martin Kaske sein Referat, so führe unsere aktuelle Produktionskette zu Problemen“. In der Kälberaufzucht seien nicht die Erreger das Problem, sondern das Management. Dabei seien Geburtsbetriebe entscheidend für den späteren Gesundheitsstatus des adulten Tieres. Eine Kette sei dabei immer nur so stabil wie das schwächste Glied – und häufig sei der Handel einer der kritischen Faktoren. Deshalb sei auch für das Projekt „Gesundheitstränker“ die Zusammenarbeit aller Beteiligten gefragt. Die tierärztliche Betreuung von Mästern werde sich künftig ändern hin zu mehr Diagnostik, mehr Management und weniger Antibiotika. Und ein oftmals unterschätzter Schlüssel zur Vermeidung von Lungenerkrankungen bzw. Antibiotikaeinsatz sei noch zu erwähnen: die Luftqualität im Maststall, weshalb die Lüftung immer gut im Auge behalten werden müsse.

Inputs aus Beratung und Praxis

Das landwirtschaftliche Zentrum führte seine Erfahrungen und die Wichtigkeit der Gesundheit bei der Mutter sowie die Erstversorgung des Kalbes und die Herausforderungen in der Kälberhaltung mit spezifischen Beispielen aus. Christan Manser erwähnte in seinem Referat „Gesundheit beginnt bei der Mutter“, dass Rinder oder Kühe mit bekannten Abkalbeproblemen optimalerweise mit einem Stier mit idealem Geburtsverlauf belegt werden. Auch sei festzustellen, dass Kälber aus Trächtigkeiten von zuvor hitzegestressten Kühen früher und leichter zur Welt kommen und Kolostrum weniger effizient aufnehmen. Auch wichtig sei die Tatsache, dass Kälber von „gekühlten“ Müttern während der Tränkephase besser zunehmen (+0.2 kg/Tag), länger stehen und höhere Konzentrationen von Immunglobulinen im Blut aufweisen. Denn der Hitzestress bei Kühen beginne bereits bei 21 Grad Celsius.
Nathalie Roth ging auf die wichtigen Massnahmen in der Haltung ein und betonte dabei insbesondere, die klare Verantwortungsregelung, kurze Arbeitswege, gute und trockene Matratze mit genügend Stroh, auf Betonwände bei Kälbern zu verzichten, die Frischluft auf Nasenhöhe des Kalbes zu gewährleisten sowie Ruhezonen im Tiefstrohbereich für weniger Stress zu schaffen. Pirmin Zürcher betonte in seinem Referat die Wichtigkeit, Kälber zu wiegen und dass ein optimales Wachstum nur stattfinde, wenn die Grundbedürfnisse des Kalbes erfüllt seien. Ebenfalls führte er aus, dass es bei der Biestmilch besonders wichtig sei, so viel, so schnell und so lange wie möglich eine Versorgung zu gewährleisten. „Das erste Kolostrum ist Gold“ war dabei seine Kernaussage.

Im Praxisreferat zeigte Urban Ledergeber mit dem Thema „Glücklich mit ad libitum – Tränke: jetzt passt’s für mich“ seine Erfahrungen, zu beachtende Punkte sowie seine erlebten Gewinne mit der ad libitum-Tränke auf. So formulierte er sein „Erfolgsrezept“ mit 4 l Kolostrum sofort nach der Geburt, eine Ansäuerung ab der 2. Tränkung, eine Mineralstoffzugabe, einen stetigen Wasserzugang, Kraftfutter ad libitum und eine dreimonatige Tränkephase. Seine Erfahrungen zeigten langfristige Effekte auf das Erstkalbealter sowie die Tagesleistung der Kühe. Insgesamt stellte er gesündere Kälber, bessere Tageszunahmen, eine Arbeitserleichterung, ruhige Tiere und kein Besaugen mehr fest, seit er die ad libitum-Tränke eingeführt hat. Er empfahl seinen Kollegen daher auf die Milchtemperatur zu achten, die Milch aufzurühren, eine gute Beobachtung und Hygiene zu beachten, um von der sich lohnenden intensiven Aufzucht profitieren zu können.

Abschliessend formulierte jeder Teilnehmer drei Punkte aus den verschiedenen Referaten für die konkrete Umsetzung auf seinem Betrieb.

Produktausstellung für Kälberhaltung und -aufzucht

An der Ausstellung für Kälberhaltung und –aufzucht konnten sich die Teilnehmer am Mittag von Lüftungs-, Stallbau sowie Fütterungsexperten aktuellste Produktinformationen einholen. Insgesamt 8 Unternehmen präsentierten Schlauchlüftungen, Futtermittel und –spezialitäten, Tränkeautomaten, neuste Kälberboxen sowie Tränkezubehör.

Eine nächste Kälbertagung für Tierhalter und Berater findet im März in Grangeneuve statt.

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