Swiss Beef- & KGD-Tagung: Professionelle Kälbereinstallung als Basis für die Mast

Swiss Beef- & KGD-Tagung:
Professionelle Kälbereinstallung als Basis für die Mast

60 Personen fanden sich zur Tagung von Swiss Beef Mittelland und dem Kälbergesundheitsdienst ein. Die Fachtagung bot Gelegenheit, den modernen Munimastbetrieb Hächler in Staufen zu besichtigen. Anschliessend folgte ein Referat mit Fokus auf Kälbereinstallung, praktischen Empfehlungen für Munimäster zu Prophylaxe, Impfung, weiteren Managementmassnahmen, der Datenbank IS Antibiotika und aktuellen Themen aus dem KGD.

Abb. 1 und 2: Kälber an der Swiss Beef-/KGD-Tagung im Fokus

In Staufen (AG) konnte Werner Kipfer, KGD- und Swiss Beef-Vorstandsmitglied, am 3. April 2019 über 60 Mitglieder zur Kälberfachtagung begrüssen. In der äusserst interessanten Führung zeigten Fritz, Ruth und Dani Hächler die Besonderheiten ihres Betriebes. Der Chilacher-Hof ist ein Munimastbetrieb mit 73 ha LN, davon 3 ha bedingt ackerfähig (z. T. Naturwiesen).

Neubau Betrieb Hächler


 

Abb. 3: Der Chilacher-Hof mit seinen neuen Stallungen

2017/18 wurde der Betrieb durch einen Neubau von Aufzucht- und Maststall mit Getreide- und Strohlager, einem neuen Kälber- und Vormaststall mit Tiefstreu für 140 Kälber sowie einem neuen Maststall mit Gummimatten (Lospa) für 140 Mastmuni erweitert. Zusammen mit den Munis im alten Maststall sind damit nun insgesamt 460 Tiere auf dem Betrieb. Die Tiere werden mit Silomais, Grassilage, Gerste, Weizen und Körnermais mehrmals täglich gefüttert. Die Fütterung erfolgt mit einem Fütterungsroboter (Lely Vector). Das Getreide wird auf dem eigenen Betrieb produziert.

Auffallend bei den neuen Kälberställen sind die Helligkeit sowie die gute Luftqualität. Betont werden von den Betriebsleitern ebenfalls die verbesserten Arbeitsabläufe, welche durch den Neubau erreicht werden konnten. Die Tränkekälber werden in zwei Gruppen zu rund 36 Tieren eingestallt. Sie erhalten bereits ab Beginn Wasser, Heu, Aufzuchtfutter und 44 Tage lang Milchaustauschtränke und zwar pro Tag 7 Liter Milch ab Tränkeautomat. Anschliessend wechseln die Kälber den Stall und werden weiterhin auf Tiefstreue gehalten. Dann wird eine Mischration verfüttert und die Milch fällt weg. Silomais, Grassilage und zwei Getreidemischungen sind Bestandteile der Ration für die älteren Kälber.

Abb. 4-9: Fritz Hächler führt durch die neuen Kälberställe auf dem Chilacher-Hof

Schutzfaktoren stärken

Im Vortrag „Kälber eingestallt - wie weiter?“ ging Corinne Bähler, Tierärztin beim Schweizer Kälbergesundheitsdienst (KGD), der Frage nach, wie hinsichtlich Prophylaxe, Impfung und weiteren Managementmassnahmen vorgegangen werden sollte. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage des Gleichgewichts zwischen Immunsystem und Erregern. Der KGD betont dabei die Bedeutung der Schutzfaktoren, um das Immunsystem zu stärken. Die Aufzählung der Schutzfaktoren zeigt auch wie wichtig die Zusammenarbeit der Landwirte mit dem KGD hinsichtlich Evidenz-basierter Präventionskonzepte ist. Die Datenauswertungen, gewonnen durch die Management- und Behandlungskonzepte der Bestandesbesuche, ermöglichen die Weiterentwicklung effektiver Massnahmen, um die BetriebsleiterInnen noch kompetenter unterstützen zu können.


Abb. 10: Werner Kipfer begrüsst zum Bildungsteil des KGD

Stallklima prüfen

Temperatur und Frischluft nehmen einen hohen Stellenwert für die Kälbergesundheit ein. So beeinflusst die Wärme bei der Einstallung auch die Energie, welche die Kälber zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur aufwenden müssen. Der KGD empfiehlt dabei eine optimale Temperatur für Kälber von 10-25°C.

Die Frischluft ist ein weiterer wichtiger Faktor. Dabei stellen sich Fragen wie: Von wo kann gute Luft in den Stall geleitet werden? Reicht die Ventilation aus, um das Kohlendioxid abzutransportieren? Ideal wären unter 1‘000 ppm CO2 in einem Stall. Offenfrontställe sind Zugluft anfällig. Abhilfe können dabei elektrisch verstellbare Curtains schaffen. Auch Ammoniak kann zum Problem werden, da sich das stark stechend riechende Gas meist auf Bodenhöhe ansammelt und damit die Lunge der Kälber belasten kann. Bei hoher Luftfeuchtigkeit besteht auch die Gefahr von vermehrten Pilzinfektionen wie etwa der Kälberflechte. Wasser kondensiert im Winter aufgrund der tieferen Temperaturen verstärkt. Die Tiere sollten nicht geschoren werden, da es sich nicht um ein Schwitzen der Tiere handelt, sondern das Wasser auf dem Rücken der Tiere kondensiert. Eine optimale Luftfeuchtigkeit im Stall liegt bei 60-70 %.

Hygiene, Beschäftigung und Impfung

Die Hygiene ist ein weiterer wichtiger Schutzfaktor. Hier kann beispielsweise ein kontinuierliches, grosszügiges Einstreuen den Keimdruck reduzieren und Feuchtigkeit binden. Auch ein regelmässiges Desinfizieren sollte in den Arbeitsablauf integriert werden.

Eine gezielte Impfung gegen Rindergrippe lehrt das Immunsystem, sich gegen die Erreger zu wehren. Damit können Erkrankungs- und Todesfälle reduziert werden. Eine intranasale Impfung gilt als Goldstandard. Es dürfen nur gesunde Kälber geimpft werde, denn eine zusätzliche Belastung des Immunsystems von stark geschwächten Tieren kann auch zu konträren Reaktionen führen.

Weiter werden Beschäftigungsmöglichkeiten für Kälber empfohlen. Wie beim Menschen können durch Berührungen und Aktivitäten wie Kauen und Lecken bei Kälbern Hormone aktiviert werden, welche die Stärkung des Immunsystems positiv beeinflussen.

Effektiver Einsatz von Antibiotika

Bei der Anwendung der Antibiotika ist es wichtig, dass diese in Human- und Veterinärmedizin noch gezielter und systematischer eingesetzt werden. Die Eigenschaften der Antibiotika sind äusserst vielfältig und sind anhand der Symptomatik und des Allgemeinzustandes der Tiere einzusetzen. Der KGD begleitet Tierhalter und die Bestandestierärzte beim sachgerechten Einsatz von Antibiotika anhand der Bestandesberatung insbesondere auch im Hinblick auf das IS ABV.

Anzeichen früh erkennen

Die ersten Anzeichen einer Erkrankung werden oftmals nur von geübten Tierhaltern wahrgenommen, denn die Kälber setzen meist auch bei Krankheit ihr normales Fress- und Trinkverhalten fort. Die Früherkennung ist bedeutend, um möglichst in einem frühen Stadium der Krankheit die Immunschwäche zu erkennen und rasch handeln zu können. Bei Husten und pumpender Atmung sind die Kälber bereits seit mehreren Tagen infiziert und die Krankheit hat sich bereits ausgebreitet. Anzeichen einer Infektion sollten deshalb bereits vor Auftreten massiver klinischer Symptome erkannt werden, was eine genaue und kontinuierliche Beobachtung der Tiere voraussetzt.

Abb. 11: Corinne Bähler erläutert praktische Massnahmen bei der Einstallung

"Wir sind vom großen Interesse der Teilnehmer an dieser Betriebsbesichtigung und den Dienstleistungen des KGD begeistert", freuten sich Werner Kipfer und Christian Glur vom Swiss Beef-Vorstandsteam. Folgeanlässe in Zusammenarbeit mit dem KGD werden auch in den nächsten Jahren in verschiedenen Regionen stattfinden. Abschließend wurde die Fachexkursion Swiss Beef Mittelland vom 14. Juni 2019 am Agroscope in Posieux angekündigt.

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