Vet's Corner 7/18

Vet’s Corner

Durchfall gehört zusammen mit der enzootischen Bronchopneumonie zu den häufigsten Kälberkrankheiten. Hier eine Zusammenstellung an Papers mit den neusten Erkenntnissen zu den Durchfallerregern und Behandlungsstrategien sowie neuen Behandlungsansätzen. Lesen Sie weiter…

 

Diagnosis and Treatment of Infectious Enteritis in Neonatal and Juvenile Ruminants

Heller MC and M Chigerwe

Vet. Clin. Food Anim. 2018; 34: 101-117

Enteritiden gehen meist einher mit Durchfall, der zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten führt. So lange die Verluste kompensiert werden können, bleibt der Patient hämodynamisch stabil. Zunächst wird noch Tränke aufgenommen, um weitere Flüssigkeitsverluste zu kompensieren. Sobald die Tränkeaufnahme sistiert, gerät der Patient schnell in ein dekompensiertes Stadium mit massiver Dehydratation, Hypotension und hypovolämischem Schock. Eine metabolische Azidose entsteht als Resultat der fäkalen Bikarbonatverluste. Zudem flutet vermehrt L-Laktat an, das in den peripheren, minderperfundierten Geweben entsteht. Je ausgeprägter der Flüssigkeitsverlust und die Azidose sind, umso stärker sind die klinischen Symptome, die bis zum Festliegen, Apathie, Stupor und schliesslich zum Tod führen. Als mögliche bakterielle Ursachen kommen enterotoxische E.coli (ETEC), Salmonellen, Clostridium perfringens Typ A, B, C, D und E in Frage. Viral spielen Rota-, Coronaviren, und die Bovine Virusdiarrhoe eine Rolle. Die parasitäre Gastroenteritis wird durch Cryptosporidien, Giardia duodenales, Kokzidiose (meist E. bovis und E. zuernii) verursacht. Zu den nicht-infektiösen Ursachen einer Enteritis gehören ungeeignete Komponenten im Milchaustauscher, eine schlechte Hygiene und eine akute Pansenazidose. Die Therapie der Enteritis ist symptomatisch und zielt primär auf Korrektur der Flüssigkeits- und Elekrolytimbalancen, die Bereitstellung von Energie sowie die Prävention und Therapie von Endotoxämien bzw. Septikämien. Die spezifische Erregerbekämpfung ist nur in seltenen Fällen möglich.

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Associations between management practices and within-pen prevalence of calf diarrhea and respiratory disease on dairy farms using automated milk feeders

Medrano-Galarza C, SJ LeBlanc, A Jones-Bitton, TJ DeVries, J Rushen, A Passillé, MI Enders and DB Haley

J. Dairy Sci. 2018; 101: 2293-2308

In dieser Studie wurde der Gesundheitszustand von 1‘488 Kälbern, die auf 17 Betrieben in 35 verschiedenen Buchten aufgestallt und mit Tränkeautomaten gefüttert wurden, über ein Jahr untersucht. In 16 Betrieben wurden die Buchten kontinuierlich bestossen. Die Prävalenz für Kälberdiarrhoe lag bei 23 % und für enzootische Bronchopneumonie bei 17 %. Es fiel auf, dass 66 % der Tiere keine der beiden Krankheiten zeigten und 5 % der Tiere an beiden Krankheiten litten. Das durchschnittliche Alter der Kälber lag bei Einsetzen der Diarrhoe bei 25 Tagen (16-42 Tage) und bei Auftreten der Symptome der enzootischen Bronchopneumonie bei 43 Tagen (29-60 Tage). Nahezu 32 % der Tiere mit Diarrhoe und 26 % der Tiere mit enzootischer Bronchopneumonie wiesen einen BCS von 1 auf.

Eine niedrigere Prävalenz von Diarrhoe hatten Kälber, denen nach der Geburt Vitamin E und Selen und/ oder Probiotika verabreicht wurden sowie Tiere, deren Stall alle 2-3 Tage statt alle 7 Tage reichlich frisch eingestreut wurde. Eine höhere Prävalenz für Kälberdurchfall wurde beobachtet, wenn die Tiere im gleichen Stall wie ältere Tiere aufgestallt wurden und wenn die Gesamtkeimzahl im angemischten Milchaustauscher 100‘000 KbE/ml überschritt.
Die Prävalenz für die enzootische Bronchopneumonie war niedriger, wenn die Tiere mehr Milchaustauscher (> 13 % TS im Vergleich zu < 10 % TS) erhielten oder Milch statt Milchaustauscher verwendet wurde. Die Prävalenz für die enzootische Bronchopneumonie stieg an, wenn die Kälber zusammen mit Tieren im Alter von mehr als 9 Monaten in demselben Gebäude gehalten wurden und wenn die Einstreu tief und nass war. Wurde die Abkalbebucht nicht ausschliesslich für das Abkalben verwendet, war die Prävalenz für Kälberdurchfall und enzootische Kälberpneumonie erhöht.
Die Autoren schlussfolgern, dass eine von älteren Tieren isolierte Haltung sowie eine regelmässige Reinigung (> dreimal pro Tag) des Tränkeautomaten und der Bucht eine gewisse Reduktion des Kälberdurchfalls sowie der enzootischen Bronchopneumonie bewirken kann.

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Calf cleanliness does not predict diarrhea upon arrival at a veal calf facility

Graham AN, DL Renauld, TF Duffield and DF Kelton

J. Dairy Sci. 2018; 101: 3363-3366

Das Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob die Beurteilung des Verschmutzungsgrads bei Ankunft von Kälbern auf einem Kälbermastbetrieb geeignet ist, um die Erkrankungsrate von Durchfall zu erfassen. Dafür wurden 452 Kälber auf ihren Sauberkeitsgrad eingeteilt und anschliessend deren Kotkonsistenz beurteilt. Die Sauberkeit und die Kotkonsistenz wurden in jeweils vier Grade eingeteilt. Aufgrund der Verschmutzung wurden 42 % (188 Kälber) als Durchfallkälber eingestuft. Demgegenüber litten nur 17 % (78 Kälber) aufgrund der Beurteilung des Kotes an Durchfall. Die Autoren schlussfolgern, dass der Verschmutzungsgrad nicht geeignet ist, um die Prävalenz von Enterititen zu beurteilen.

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Die Bedeutung der Cryptosporidiose für die Kälbergesundheit in der Schweiz

Olias P, I Dettwiler, A Hemphill, P Deplazes, A Steiner and M Meylan

SAT 2018; 160: 363-374

Etwa 50 % der Durchfallerkrankungen von Kälbern werden in der Schweiz durch Cryptosporidien verursacht. Bereits die Aufnahme von 10 Oocysten von Cryptosporidium parvum bei einem Kalb im Alter von einer bis drei Lebenswochen können zu einem starken, 4-6 Tage andauernden Durchfallgeschehen führen. Je nach Schweregrad der Enteritis kommt es zu einem unterschiedlich starken Gewichtsverlust der Tiere. Unter systematischer Behandlung erholen sich die Kälber innert 1-2 Wochen, wobei finanziell ein erheblicher Schaden durch Wachstumseinbussen, Behandlungskosten, Mehraufwand und Zufütterung entsteht.
Infizierte Tiere können mehrere Millionen Oocysten pro Gramm Kot ausscheiden und dadurch die gesamte Umwelt kontaminieren. Oocysten sind sehr widerstandsfähig und können in feuchtem Milieu bis zu einem Jahr infektiös bleiben; zudem lassen sie sich mit vielen gängigen Desinfektionsmitteln nicht eliminieren. Halofuginon-Laktat mit einer geringen therapeutischen Breite soll einen milden therapeutischen Effekt mit verringerter Oocystenausscheidung bewirken, was allerdings in Studien nicht einheitlich bestätigt werden konnte. Das Präparat sollte nur bei Tieren, die weniger als 24 Stunden Durchfall zeigen, angewendet werden. Eine Desinfektion mit Mitteln auf Kreosolbasis oder mit Hochdruck-Dampf (>130 Grad) kann den Infektionsdruck verringern. Auch Hitzebehandlungen (über 56 Grad), UV-C Licht oder Wasserstoffperoxid (10 % für 2 Stunden) eignen sich, um den Erreger abzutöten.
Es bestehen grosse Erkenntnislücken zur Virulenz der verschiedenen C. parvum Stämme. Zudem kann der als apathogen angesehene Stamm C. bovis in den gängigen diagnostischen Tests nicht sicher erkannt werden, was heisst, dass ein positiver Test auf Cryptosporidien nicht zwangsläufig von klinischer Relevanz sein muss. Der Anteil an C. bovis ist bislang in der Schweiz nicht bekannt. Bisher wurden kein therapeutisch wirksames Medikament und keine Vakzine gegen die Cryptosporidiose gefunden. Da in der Humanmedizin wasservermittelte Epidemien vermehrt eine grosse Rolle spielen, wird dort die Forschung vorangetrieben, was der Rindermedizin in Zukunft ebenfalls zu Gute kommen dürfte.

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Secnidazole for control of giardiasis in dairy calves

Volpato A, BF Fortuoso, G Campigotto, P Glombowsky, NB Bottari, LS Lopes and A Schafer da Silva Exp. Parasitol. 2018; 189: 16-18

Das Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit von Secnidazol zur Behandlung der Giardiose (Giardia duodenalis) von Kälbern zu überprüfen. Dabei wurde Secnidazol einmalig in einer Dosis von 10 mg/kg oral verabreicht. Es wurden 24 gemeinsam gehaltene, experimentell mit Giardia duodenalis infizierte Kälber untersucht, wobei 12 Tiere einmalig mit Secnidazol behandelt wurden und 12 keine Therapie erhielten. In der 5 Tage nach der Therapie entnommenen Kotprobe konnte bei keinem der behandelten Tiere Giardia duodenalis nachgewiesen werden. 30 Tage nach der Behandlung mit Secnidazol wurden bei 83,3 % der Tiere keine Zysten nachgewiesen. Die unbehandelten Tiere schieden weiterhin Zysten aus, welche auch in den Kotproben nachgewiesen wurden. Die Autoren schlussfolgern, dass Secnidazol als Einzeldosis geeignet ist, um den Erreger zu eliminieren. Der Effekt des Medikamentes ist über 30 Tage nachweisbar.

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