Kommentar zur Januar-Ausgabe der UFA-Revue

Mit einigem Erstaunen haben wir das Porträt des Kälbermastbetriebes in der Januarausgabe der Ufa Revue gelesen.

Unser Erstaunen wurde dadurch ausgelöst, dass beschrieben war, wie die Betriebsleiter bei der Einstallung die Mastkälber systematisch mit Spurenelementen, Vitaminen und Draxxin versorgen. Die Beschreibung suggeriert, dass es sich hierbei um eine optimale Einstallungsmedikation handelt. Soweit dies auch für die Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen zutrifft, ist die Verwendung von Draxxin als Prophylaxe problematisch. Draxxin beinhaltet den Wirkstoff Tulathromycin, seines Zeichens ein kritisches Antibiotikum.

Kritische Wirkstoffe dürfen nur nach vorhergehender Erregerisolation und Resistenzbestimmung bei kranken Tieren eingesetzt werden, um deren Wirksamkeit auch in Zukunft zu erhalten. Eine systematische Verabreichung auch bei klinisch gesunden Tieren und ohne Erregerabklärung sollte im Sinne des sinnvollen und gezielten Antibiotikaeinsatzes definitiv nicht erfolgen, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass gut wirkende Präparate ohne kritische Wirkstoffe zur Verfügung stehen.
Ausserdem ist die Abgabe von kritischen Antibiotika wie Draxxin auf Vorrat, das heisst zur selbstständigen Anwendung durch die Landwirte gar nicht erlaubt.

Auch wenn die beschriebene Medikation nun einmal der Routine dieses Betriebes entspricht, erwarten wir von einer Fachzeitschrift einen entsprechenden Kommentar zum Thema kritische Antibiotika. Das Einstallen von Mastkälbern aus vielen verschiedenen Betrieben ist eine grosse Herausforderung. Die Gesunderhaltung der Kälber hat hier Priorität, ein Antibiotikaeinsatz in den allermeisten Fällen nötig und soll auch nicht verteufelt werden. Ziel muss es jedoch sein, durch ein gutes Management mit wenig Medikation auszukommen und auf kritische Wirkstoffe möglichst zu verzichten. Sollte ein Betriebsporträt eine Vorbildfunktion haben, so wäre es deutlich schöner, einen gut funktionierenden, modernen Mastbetrieb zu sehen, statt veraltete Behandlungsroutinen vorzuschlagen.

Als Standesorganisation und Beratungsdienst für das Rind können wir solche Publikationen nicht gutheissen und haben die Autorin um eine Stellungnahme gebeten.

Lara Moser, Mitarbeiterin KGD/RGS; Michèle Bodmer, Präsidentin SVW
 

Um mehr zu lesen müssen Sie sich anmelden

© 2024 Rindergesundheit Schweiz RGS Datenschutzerklärung
website by WeServe