Vet's Corner 5/2023

Gelgie AE, Korsa MG, Dego OK (2022): Mycoplasma bovis mastitis. Curr. Res. Microbial Sci. 3, 100123.

M. bovis ist bei vielen akuten wie auch chronischen Euterentzündungen beteiligt und verursacht hohe ökonomische Verluste. Bei Galt-Kühen verläuft die Infektion meist unerkannt, kann aber nach dem Abkalben in die akute Phase übergehen. Die Infektion erfolgt über den Strichkanal. Meist ist bei erkrankten Kühen mehr als ein Euterviertel betroffen, da die Infektionen - in der Regel durch den Melkprozess - von Euterviertel zu Viertel springen. Für die Infektion ist nur eine sehr geringe infektiöse Dosis notwendig, die dann aber zu einer sehr hohen Erregerausscheidung führt. Daraus ergibt sich eine erhebliche Gefahr für die mit dieser Milch getränkten Kälber, bei denen häufig Pneumonien, Otitiden und Arthritiden insbesondere nach Stressbelastungen durch Umstallung auftreten. Die zunehmende Resistenz von M. bovis gegenüber üblichen Antibiotika bildet eine wesentliche Herausforderung für Bestandestierärzte.

Häufig geht einer klinischen Mastitis eine Vorerkrankung durch andere Mastitiserreger und eine entsprechende antibiotische Vorbehandlung voraus. Bei akuter klinischer Mastitis sind Verhärtungen im Euterparenchym einhergehend mit einem plötzlichen Milchrückgang typisch. Das Sekret ist wässrig und oft rotbraun mit groben Flocken ohne Störungen des Allgemeinbefindens. Die klinische Heilungsrate innerhalb von zehn Tagen beträgt zwischen 30 und 80 %. Das Sekret einzelner Viertel kann über einen längeren Zeitraum verändert bleiben. Teilweise erfolgt scheinbar eine Selbstheilung, der aber kurze Zeit später ein weiteres infiziertes Euterviertel folgt. Therapeutisch lassen sich nur sehr schwer bzw. keine Heilungserfolge erzielen. Isolate von M. bovis aus der Milch erwiesen sich häufig als resistent gegenüber Makroliden und teilweise auch gegenüber Fluorquinolonen; Beta-Laktame sind aufgrund des Fehlens einer Zellwand bei Mykoplasmen ohnehin nicht wirksam. Spontanheilungen sind trotz erheblicher initialer Gewebeschadens möglich, jedoch können Kühe auch subklinische Ausscheider bleiben und sollten als permanent infiziert betrachtet werden.

In der Routine-Diagnostik von Milchproben werden Mykoplasmen oft übersehen bzw. ist deren Untersuchung nicht integriert. Da eine sicher wirkungsvolle Therapie nicht verfügbar ist, kann eine Verbreitung nur durch Separation und Merzung infizierter Kühe verhindert werden. Alle bislang empfohlenen Bekämpfungsmassnahmen basieren auf der Vermeidung von Neuinfektionen der Milchdrüsen durch die Identifikation und Entfernung infizierter Tiere aus der Herde. Inzwischen ist auch ein kommerzieller ELISA verfügbar, der es aufgrund einer hohen Sensitivität und Spezifität ermöglicht, den Status der Herde mittels Tankmilchserologie zu bestimmen. Ein entsprechendes Projekt der Rindergesundheit Schweiz befindet sich in Vorbereitung – Interessierte können weitergehende Informationen von der Geschäftsstelle erhalten.

Als wesentliche Risikofaktoren für Mastitiden durch Mykoplasmen gelten eine überdurchschnittliche Herdengrösse, eine unterdurchschnittliche Eutergesundheit (geringer Anteil eutergesunder Tiere, hohe Neuinfektionsraten, hoher Anteil chronisch euterkranker Tiere), gehäufte Atemwegsprobleme bei den Kälbern und/oder eine insgesamt unzureichende interne Biosicherheit (Krömker & Moroni 2018).
 

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