Nach über zwei Jahren wissenschaftlicher und projektbezogener Mitarbeit beim KGD gebe ich meine Stelle auf, mit dem Ziel, mich im Bereich der regenerativen Landwirtschaft und Bodenökologie weiterzuentwickeln.
Die Zeit hier beim KGD war in vielerlei Hinsicht extrem lehrreich: wahrscheinlich ist es normal, dass man sich in den ersten Monaten komplett inkompetent und grün hinter den Ohren fühlt, weil man mit Arbeiten und Abläufen konfrontiert ist, auf die man im Studium nicht vorbereitet wurde – generell wird man ja auf so einiges nicht im Studium vorbereitet. So war es jedenfalls bei mir.
Kaum hatte ich angefangen, wurde ich Hauptverantwortliche für ein Projekt, das sich bereits in der Umsetzungsphase befand – das Pilotprojekt „KGD-Tränker“ mit grosser Aussenwirkung. So blieb nur wenig Zeit für die fachliche Einarbeitung. Vielmehr galt es, Betriebsbesuche zu organisieren, Tierärztinnen zu überzeugen, Tränkerpässe zu versenden, Landwirte zu informieren sowie Händler und Branchenvertreter ins Boot zu holen.
Ich habe mich zügig mit vollem Einsatz eingearbeitet, was offensichtlich geschätzt wurde, denn schnell wurde ich auch in andere Geschäftsbereiche und Projekte involviert. So erhielt ich über die Zeit allmählich einen immer besseren Einblick in die Welt der Milchvieh-, Mutterkuh- und Mastbetriebe und die angegliederten Wertschöpfungsketten.
Dieser ernüchtert mich aber auch: mein Eindruck ist, dass einerseits viele Landwirte und Tierärztinnen gewillt und sehr tatkräftig sind, den Antibiotikaverbrauch bei Kälbern zu senken und die Tiergesundheit zu optimieren. Andererseits aber gibt es bestehende Strukturen in der Produktionskette, welche indirekt auch die Tiergesundheit beeinflussen und die schwer zu ändern sind. Häufig spielen finanzielle Interessen eine Rolle aber auch diese langfristig entwickelten Strukturen mit vielen verschiedenen Playern und deren spezifischen Interessen.
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